Junge Flüchtlinge beteiligen sich am Schülerprojekt der Kunstmeile
Text und Fotos von Christine Limmer
Kunst baut Sprachbarrieren ab, fördert die Gemeinschaft, stärkt das Selbstbewusstsein und macht einfach nur Spaß. Dies haben Schüler der Mittelschule Trostberg mit den Flüchtlingen der Vorklasse zum Berufsintegrationsjahr (BIJ/V) der Traunsteiner Berufsschule I in Trostberg unter dem Motto „Lasst Farben sprechen“ erlebt.
Acht jugendliche Flüchtlinge aus Irak, Afghanistan, Eritrea und Syrien im Alter von 17 bis 21 Jahren, die in Inzell, Traunstein, Siegsdorf und Ruhpolding untergebracht sind, besuchen die Vorklasse seit September; Deutschunterricht, Mathematik und Allgemeinbildung sind Schwerpunkte, damit die jungen Leute im kommenden Jahr ins Berufsintegrationsjahr einsteigen können. Vor allem handwerkliche Berufe wollen die vorwiegend jungen Männer erlernen.
Im Gemeinschaftsprojekt mit der Volkshochschule Traunstein steht der Spaßfaktor ganz oben. Die Idee zum Kunstprojekt hatten die Trostberger Kunstlehrer und stellten es unter das für Schüler ausgeschriebene Motto der Kunstmeile „Migration – und wir?“. Schnell war ein gemeinsamer Termin zur Kunstsession gefunden. Schüler der Klassen 9a, 9cM und 10 b sowie Klaus Scholz, Birgit Braun, Kathrin Schmidt und Martina Marquard von der Trostberger Mittelschule begrüßten die jungen Flüchtlinge mit ihren Lehrern Oliver Brus, Sandra Bieringer und Helena Rosenberger und funktionieren die Aula kurzerhand in ein Atelier um. Anfängliche Berührungsängste wurden schnell abgelegt und nach kurzer Erklärung schritten die Schüler gemeinsam zur Sache.
Auf großformatigen Leinwänden wurde rote und gelbe Plakatfarbe aufgetragen und unter großem Gelächter mit bloßen Füßen als Grundierung verteilt. Im zweiten Schritt setzten sich zwei Schüler auf den Boden, die Leinwand wurde wie ein Bettlaken über sie gebreitet und Komplementärfarben wie Blau und Grün mittels Pinsel auf die Leinwand geschleudert, so dass sich bizarre Muster und Linien ergaben. Auch ein zweites Bild dieser Art, diesmal mit der Grundierung in Grüntönen entstand auf diese Weise.
Doch damit nicht genug. Das größte Kunstwerk des Tages misst stolze vier Mal zwei Meter. Vorbilder dafür waren die Künstler des Kubismus und das Graffiti-Writing von Keith Haring. Die Umrisse verschiedener Menschen bilden den Grundriss dieses Kunstwerkes. Die Schüler verdeutlichen dabei farblich, dass alles ohne feste Regeln ineinanderfließt und sich zum großen Ganzen verbindet. Zugehörigkeit, Hautfarbe, Religion oder Herkunft spielen keine Rolle. Alle gehören zusammen, Egoismus ist zumindest hier fehl am Platze. Gemeinschaftlich wurden auch die Holzrahmen der insgesamt fünf Kunstwerke gefertigt.
Zum Schluss verköstigte die Hauswirtschaftsgruppe der Mittelschule unter der Leitung von Melanie Schiller alle Künstler. Bei Pizzaschnitten und Muffins erzählten die Flüchtlinge ihre Geschichten und schlossen Freundschaften mit den Trostbergern. Rektor Franz Freutsmiedl zeigte den Gästen das Schulhaus mit den weiteren Kunstwerken.
Die Arbeiten sind während der Trostberger Kunstmeile vom 11. bis 28. Juni im Foyer der Mittelschule Trostberg zu sehen. Die Ausstellung ist von Montag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
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